Donnerstag, Mai 10, 2007

Geisteswissenschaften to go - Wie populär dürfen geisteswissenschaftliche Themen sein?

Da wir ja immernoch das Jahr der Geisteswissenschaften schreiben, fand vor diesem Hintergrund gestern die Veranstaltung "Geisteswissenschaft trifft Feuilleton" im Maxim-Gorki-Theater hier in Berlin statt. Die Geisteswissenschaften leiden bekanntermaßen nicht nur unter einem ständigen Rechtfertigungsdruck, sondern sie haben auch nach wie vor ein Darstellungsproblem, das Luca Giuliani, neuer Rektor des Berliner Wissenschaftskollegs, anekdotenhaft so darstellt:
Wenn er darüber spreche, Archäologe zu sein, komme immer gleich die Gegenfrage: "Wo graben Sie denn?" Neunzig Prozent der archäologischen Forschung haben aber nun einmal nichts mit Ausgrabungen zu tun.

Nur am Rande: dies gilt gleichermaßen für die Germanistik: ich weiß nicht, wie oft ich schon versuchen musste zu erklären, was man mit einem solchen geisteswissenschaftlichen Studium später macht.
Alles in allem konstatieren die Autoren der Artikel in der taz und der FR, dass es ja schonmal positiv sei, dass nicht von der Krise dieses Wissenschaftsbereichs, sondern "nahezu ressentimentfrei über die Gegenwart und Zukunft der Geisteswissenschaft gesprochen wurde" (FR). Trotzdem: Dirk Knipphals hält in der taz fest: "Wie Leute, die sich noch nicht einmal auf gemeinsame Themen einigen können, die Gesellschaft zusammenhalten sollen, möchte man einmal eingehender erklärt bekommen."

P.S.: Und wieder die üblichen Klischees: Es liegt offensichtlich im Trend, "bei den Chefposten der großen Kulturinstitutionen (Marbach, Stiftung Preußischer Kulturbesitz) den Typ Bibliothekar durch den Typ "Macht was her" auszutauschen. Ohne Showqualitäten geht es nicht mehr. (taz)"